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Development

Schlaaand: Eine eFußball-Nation

Auch wenn bei eSport zuerst die Rede von Erfolgstiteln wie League of Legends oder DOTA ist, sind Fußballsimulationen, allen voran FIFA und PES, stumme Antreiber der eSport-Debatte in Deutschland.

nase22.08.2019 08:30

Die neue digitale Fußballsaison naht. Im September bringen Konami und Electronic Arts die diesjährigen Ableger ihrer beiden konkurrierenden Fußballsimulationen FIFA und PES auf den Markt. Für Deutschland als Fußballnation nimmt der Sport in all seinen Erscheinungsformen einen bemerkenswerten Stellenwert ein. Die Affinität zu dem Thema ist, wie Florian Merz, Head of Content Sport1 es passend beschreibt, "fast schon ein naturgegebenes Gesetz." Und diese Leidenschaft schwappt auch in die Videospielbranche über. In Deutschland ist und bleibt die FIFA-Serie die wohl erfolgreichste Spielereihe und führt regelmäßig die Jahrescharts an. Doch auch weltweit schlägt sich die Simulation konstant gut. FIFA 18 knackte kurz vor Erscheinen des Nachfolgers im letzten Jahr die Verkaufsmarke von 24 Millionen Einheiten. FIFA 19 führte diesen Erfolg fließend fort und überschritt nur wenige Tage nach Release die 500.000 Units. "Deutschland ist ein FIFA-Land", meint Hauke van Göns, Head of eSports bei Sport1 dazu. Laut eSportsearnings.com ist FIFA aber, weltweit betrachtet, nicht mal in den Top Ten der eSport-Games. Zumindest Gaming-Fans oder Personen, die sich mit dem Thema auskennen, würden nicht zuerst an Fußballsimulationen denken, wenn es um eSport-Titel geht. Hier würden schneller Namen wie League of Legends, Counter-Strike, DOTA oder Fortnite fallen. Das erkennen auch einige Sportvereine. Man denke nur mal an den FC Schalke 04. Der Verein war, kurz nach dem VFL Wolfsburg, einer der ersten Sportclubs in Deutschland überhaupt, der eine eSport-Abteilung gründete. Sehr früh wurde dabei der Kontakt zu einem Experten hergestellt, Tim Reichert, der als ehemaliger Fußballprofi und leidenschaftlicher eSport-Fan der perfekte Ansprechpartner war. Mittlerweile ist er als Chief Gaming Officer für den Verein tätig. Unter seiner Beratung entschieden sich die Knappen dafür, ihr eSport-Engagement im Mai 2016 mit League of Legends zu starten. "Es war wahnsinnig spannend, dass der Verein dieser Empfehlung auch gefolgt ist und den Mut hatte, keine Sportsimulation in den Verein zu integrieren, sondern ein ganz anderes Spielgenre, einen ganz anderen Sport, als wir ihn als Fußballverein eigentlich kennen", so Reichert. Der Mut zahle sich allemal aus, Schalke 04 nimmt mittlerweile nicht nur als einziger Fußballverein weltweit am europäischen Spitzenwettbewerb von Riot Games teil, als erster Fußballbundesligist setzen sich die Königsblauen auch für die LOL-Nachwuchsförderung ein. Mit Erfolg. Das Academy-Team von Königsblau belegte erst in diesem Jahr den zweiten Platz in der ESL Meisterschaft. Dennoch sind die Knappen noch immer die Ausnahme, wenn es um klassische Sportvereine geht. Zwar ziehen immer mehr nach und gründen eigene eSport-Abteilungen, dennoch beschränken sich diese Großteils noch auf Sportsimulationen, allen voran FIFA und PES. "Fußballsimulationen haben in Deutschland einen besonderen Stellenwert, weil wir eben ein Fußballland sind", führt Merz aus. "Das ist der Nationalsport schlechthin. In Korea und anderen asiatischen Ländern zum Beispiel haben die Menschen keine solche Verbindung zum Fußball. Klar haben sie dort auch andere, klassische Sportarten, aber gerade zum Technischen und Digitalen gibt es einen viel größeren Bezug. Deshalb wird eSport dort eher als Sport anerkannt. In Korea wurde StarCraft zum Beispiel ein eZeit lang fast schon wie ein Nationalsport behandelt."

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